Offline Nachdenken-Ein Gruppenangebot--Start 16.10.2025


Gruppenangebot: Offline Nachdenken – Ein Gruppenangebot in Basel-Stadt für bewussteren digitalen Konsum

Ziel und Hintergrund Die digitale Welt ist Grundlage unserer Lebensorganisation geworden. Ob E Banking, Fahrpläne, Abmachen mit Freund:innen, für Schule oder Ausbildung lernen oder oder oder -- Viele junge Menschen erleben heute aber auch einen hohen digitalen Druck. Sie verbringen täglich mehrere Stunden mit ihrem Smartphone, scrollen durch Social-Media-Feeds, konsumieren Reels, TikToks oder YouTube Shorts – oft ohne echte Zufriedenheit oder bewusste Steuerung. Häufig bleiben danach Gefühle von innerer Leere, Unruhe, Überforderung oder Vergleichen mit anderen. Nicht selten spüren sie, dass „etwas nicht stimmt“, können es aber schwer benennen. Genau hier setzt dieses Gruppenangebot an. In einem geschützten Rahmen bietet die Gruppe Raum, über den eigenen digitalen Konsum nachzudenken – gemeinsam mit anderen, denen es ähnlich geht. Es geht nicht darum, Social Media zu verteufeln oder ein generelles „Offline“ zu erzwingen, sondern um die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gewohnheiten, Bedürfnissen und Gefühlen. Der Austausch auf Augenhöhe und das Erleben von Gemeinsamkeit helfen dabei, die eigene Haltung zu überdenken, neue Perspektiven zu gewinnen und – wenn gewünscht – erste Schritte in eine Veränderung zu gehen. 

Zielgruppe Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von ca. 16–25 Jahren, die sich durch ihren digitalen Konsum belastet fühlen – emotional, sozial oder im Alltag. Angesprochen sind alle, die einfach neugierig sind, wie andere mit diesem Thema umgehen, oder die merken: „So wie es gerade läuft, fühlt es sich nicht richtig an.“

Setting und Struktur Die Gruppe umfasst insgesamt 6 fest terminierte Gruppensitzungen à 90 Minuten über die Dauer von 6 Wochen, geleitet von ein-zwei Gruppenpsychotherapeut:innen (Fachärzte Psychiatrie und Psychotherapie, eidgen. anerkannte Psychotherapeut:innen). Zusätzlich gibt es einen einführenden Gesprächstermin, in dem geklärt wird, ob das Format aktuell passt, welche Anliegen mitgebracht werden und welche Haltung zur Gruppe besteht. 

Es ist ein therapeutisches Angebot, bei entsprechender Indikation werden die Kosten über die Grundversicheurng abgerechnet. 

Nach dem sechsten Gruppentreffen findet ein Follow-up-Termin nach ca. 8 Wochen statt, um nachhaltige Wirkung, mögliche Entwicklungen und offene Fragen aufzugreifen. Die Gruppe ist geschlossen, d. h. sie beginnt mit einer festen Anzahl Teilnehmender (6–10 Personen) und nimmt nach Beginn keine neuen Mitglieder auf. Diese Verbindlichkeit ist zentral, um ein tragfähiges Gruppengefüge zu schaffen und echte Nähe und Vertrauen im Austausch zu ermöglichen. 

Methodisches Vorgehen Das Angebot basiert auf gruppenanalytischem Denken. Das bedeutet: Die Gruppe ist mehr als die Summe ihrer Einzelnen – sie ist ein sozialer Raum, in dem sich Dynamiken, Themen und Spannungen zeigen, die oft auch außerhalb der digitalen Welt eine Rolle spielen. So können Gefühle wie Einsamkeit, Vergleiche, Druck oder die Suche nach Anerkennung nicht nur theoretisch besprochen, sondern zwischenmenschlich erlebt und gemeinsam reflektiert werden. Dabei fokussieren wir uns thematisch auf den Konsum von digitalen Medien und deren Bedeutung für den Einzelnen. Wir arbeiten dabei sowohl mit freien Gesprächen als auch mit gezielten Impulsen: Bilder, Videos, kreative Fragestellungen, kleine soziometrische Übungen oder strukturierte Reflexionsrunden. Ziel ist eine Mischung aus emotionaler Tiefe, eigener Erkenntnis und gruppenbasierter Resonanz. Dropout-Prävention und Kohärenzbildung Um Ausstiege während des Gruppenprozesses möglichst zu vermeiden, legen wir Wert auf: 

  • Ein gründliches Vorgespräch, in dem Erwartungen und Verbindlichkeit thematisiert werden,
  • eine klare Anfangsvereinbarung zur Teilnahme an allen Terminen,

 All das soll die emotionale und gruppendynamische Kohärenz stärken, in der wir über die Bedeutung unseres Medienkonsums nachdenken und sprechen. Rahmenbedingungen & Kostenübernahme Die Teilnahme erfolgt nach einem vorherigen Kennenlerngespräch mit den Gruppenleiter:innen. 

Ablauf der Gruppensitzungen

Sitzung 1 – Ankommen & erstes Kennenlernen Im ersten Gruppentreffen geht es darum, gemeinsam einander kennen zu lernen. Die Teilnehmenden lernen sich und die Gruppenleiter:innen kennen, besprechen die Spielregeln der Gruppe und benennen ihre individuellen Erwartungen und Motive. Es wird erkundet, wie der eigene Umgang mit dem Smartphone erlebt wird, und wie es ist, dieses oft sehr private Thema in einer Gruppe zu teilen. Erste Themenfelder wie „Wie viel Zeit verbringe ich eigentlich am Handy?“ oder „Was passiert, wenn ich offline bin?“ werden angeschnitten. Wichtig ist dabei, den Boden für Vertrauen und Sicherheit zu legen. 

Sitzung 2 – Konsum und Kompensation Im Zentrum steht die Frage: Was hole ich mir eigentlich, wenn ich am Handy bin? Viele junge Menschen nutzen soziale Medien zur Ablenkung, gegen Langeweile, zur Stimmungsregulation oder um unangenehmen Gefühlen zu entkommen. In der Gruppe wird gemeinsam erkundet, welche Bedürfnisse hinter dem digitalen Konsumverhalten stehen – zum Beispiel Nähe, Verbundenheit, Selbstbestätigung oder auch Rückzug und Kontrolle. Dabei zeigt sich oft: Es gibt viele Parallelen zwischen den Gruppenmitgliedern, aber auch Unterschiede – und genau das regt Reflexion an. 

Sitzung 3 – Digitale Selbstdarstellung & Identität Hier geht es darum, wie man sich in digitalen Räumen präsentiert und wie das mit dem eigenen Selbstbild zusammenhängt. Fragen wie „Bin ich online jemand anderes als offline?“, „Wie beeinflusst das, was ich sehe, mein Gefühl für mich selbst?“ oder „Welche Rolle spielt Anerkennung in sozialen Medien für mich?“ stehen im Mittelpunkt. Die Gruppe bietet einen Raum, um innere Konflikte zwischen Authentizität und Anpassung zu besprechen – und auch zu spüren, wie man auf andere wirkt, ohne Filter. 

Sitzung 4 – Die Rolle der Beziehung(en) Diese Sitzung richtet den Blick auf die sozialen Funktionen digitaler Medien: Freundschaften, Dating, Kommunikation, aber auch Rückzug und Vermeidung. Wie echt sind Beziehungen über Screens? Was wird vermieden? Und wie erlebe ich zwischenmenschliche Begegnung in der analogen Welt? Die Gruppe selbst wird zunehmend zur Erfahrungsfläche, in der Resonanz entsteht – oder auch Ambivalenzen sichtbar werden. Was kann ich in der Gruppe ansprechen, was vielleicht nicht? 

Sitzung 5 – Sehnsucht nach Entlastung / Grenzen setzen Ein zentrales Thema ist die Frage, ob und wie man den eigenen Konsum beeinflussen oder steuern kann. Was macht es so schwer, einfach mal abzuschalten – im wörtlichen Sinne? In einem erforschenden Stil werden mögliche Ideen für kleine persönliche Veränderungen gesammelt, ohne Druck oder Perfektionismus. Die Gruppe dient als Raum für Ermutigung, Rückmeldung und Realitätssinn: Es geht nicht um „Digital Detox“ als moralisches Ideal, sondern um ehrliche kleine Schritte im eigenen Rhythmus. 

Sitzung 6 – Integration & Abschluss Im letzten Gruppentreffen geht es darum, den Prozess zu würdigen und zu reflektieren, was sich bewegt hat – innerlich, im Alltag oder im Kontakt mit anderen. Die Teilnehmenden formulieren für sich, was sie mitnehmen – sei es eine Erkenntnis, ein Impuls, eine neue Sichtweise. Es wird gemeinsam ein symbolischer Gegenstand oder ein kleines Schriftstück gestaltet, das als persönliche Erinnerung mit nach Hause genommen wird. Dies kann durch ein schlichtes, respektvoll formuliertes Teilnahmezertifikat ergänzt werden. 


   Follow-up Sitzung (nach 8 Wochen) Zwei Monate nach dem letzten Treffen gibt es ein gemeinsames Follow-up, in dem die Teilnehmenden eingeladen sind, sich erneut mit der Gruppe auszutauschen. Was ist geblieben? Was hat sich verändert – oder auch nicht? Gibt es Rückfälle oder neue Strategien im Umgang mit digitalen Medien? Der Raum wird erneut geöffnet für ehrliche Reflexion, Resonanz und Ermutigung – als Möglichkeit, den begonnenen Prozess nicht einfach abreißen zu lassen, sondern weiterzutragen.


Start der nächsten Gruppe am 16.10.2025, 18:00-19:30h 

Anmeldung zum Vorgespräch: kollmann@hin.ch